In meinem Bestreben, den Ursprüngen des Valentinstags auf den Grund zu gehen – einem Tag, der in der modernen Welt mehr mit dem Austausch von Schokolade und unausgesprochenen Erwartungen verbunden ist als mit irgendeiner tatsächlichen Romantik –, stieß ich auf eine Geschichte, die so süß und gleichzeitig so tragisch ist, dass sie aus der Feder eines schokoladenbeschmierten Drehbuchautors für Lifetime-Filme geflossen sein könnte. Es geht um einen gewissen Valentinus, einen Märtyrer. Offenbar hatte der Mann nichts Besseres zu tun, als während seiner Gefangenschaft Wunder zu vollbringen. Unter anderem heilte er die blinde Tochter seines Aufsehers. Man kann sich nur vorstellen, wie das ablief: „Oh, du kannst nicht sehen? Warte mal kurz.“ Und Schwupps, konnte das Mädchen sehen. Das war sicherlich ein netter Partytrick, aber was folgte, war die eigentliche Show. Vor seiner Hinrichtung – denn warum sollte man jemanden am Leben lassen, der Blinde heilen kann? – schrieb Valentinus der wieder sehenden Tochter einen Abschiedsbrief. Und in einem Akt der Originalität, der seinesgleichen sucht, unterzeichnete er mit „Dein Valentin“. Ich stelle mir vor, wie er da sitzt, die Feder in der Hand (oder was auch immer man damals benutzte), und nachdenkt: „Soll ich mit ‚Hochachtungsvoll‘ unterschreiben? Nein, zu förmlich. ‚In Liebe‘? Zu verzweifelt. Ah, ich hab's! ‚Dein Valentin‘. Perfekt!“ So wurde, zumindest nach dieser Legende, der Valentinstag geboren. Nicht durch das heroische Bestreiten von Schlachten, nicht durch das Stiften von Frieden zwischen verfeindeten Nationen, sondern durch eine Heilung und einen wohlüberlegten Brief. Es lässt einen doch etwas nostalgisch werden, oder? Heutzutage würde Valentinus wahrscheinlich eine schnelle Textnachricht schicken: „LOL, hab gerade deine Blindheit geheilt. BTW, werde morgen hingerichtet. #MärtyrerLeben. Dein V.“ und so feiern wir Jahr für Jahr diesen Tag, an dem wir uns gegenseitig mit Papierherzen und Süßigkeiten überhäufen, in der stillen Hoffnung, dass irgendwo da draußen ein Valentinus ist, der bereit ist, für uns einen letzten, bedeutungsvollen Brief zu schreiben – oder zumindest eine Whatsapp zu senden.
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