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AutorenbildUdo Wolff

Das Geschenk




Ich stehe hier, mitten im Chaos eines Kaufhauses, umgeben von verzweifelten Seelen, die genauso verloren aussehen wie ich. "Leute," möchte ich rufen, "ich habe ein Problem. Ein großes, Weihnachtsbaum-großes Problem." Meine Frau, meine bessere, weitaus kreativere Hälfte, verdient etwas Besonderes zu Weihnachten. Doch nach all den Jahren gemeinsamer Weihnachten fühlt es sich an, als hätte ich bereits das gesamte Universum der Geschenkideen durchquert.

Habe ich etwa das Ende der Geschenk-Ideen erreicht? Ist dies das untrügliche Zeichen für das bevorstehende Ende unserer Ehe? Ich schaudere bei dem Gedanken. "Das kann doch nicht sein," denke ich mir. "Ich kann doch nicht der Einzige sein, der sich in den Abgründen der Ehe-Geschenk-Krise verirrt hat."

Ich sehe mich um, auf der Suche nach Inspiration, und frage mich, wie es den anderen geht. Sind sie genauso ratlos? Oder bin ich der Einzige, der in diesem weihnachtlichen Dilemma steckt, das sich anfühlt wie ein schlecht sitzender Weihnachtspullover?

Dann kommt mir ein Gedanke. "Ist das Kaufen von Geschenken nicht total überbewertet?" frage ich mich. Vielleicht ist das die Lösung – die Anti-Materialismus-Karte spielen, so als wäre es eine wohlüberlegte philosophische Entscheidung und nicht die pure Verzweiflung eines einfallslosen Ehemannes.

Aber wer mache ich hier was vor? Natürlich sage ich das nur, weil ich nichts mehr finde. Ich könnte jetzt losziehen und irgendetwas kaufen, irgendetwas, das sagt: "Ich habe keine Ahnung mehr, was dich glücklich macht, aber hier, bitte sehr, ein Staubsauger." Nein, das geht nicht. Das wäre das Weihnachtsgeschenk-Äquivalent zu einer Kapitulationserklärung.

Ich muss tiefer graben, muss den wahren Geist der Weihnacht in mir erwecken – oder zumindest so tun als ob. Denn in Wahrheit weiß ich, dass es nicht um das Geschenk geht, sondern um das, was es repräsentiert: Dass ich sie kenne, dass ich sie wertschätze, dass ich nach all den Jahren immer noch bereit bin, mich in das weihnachtliche Getümmel zu stürzen, nur um ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

So stehe ich hier, umgeben von blinkenden Weihnachtslichtern und verzweifelten Männern, die genauso verloren aussehen wie ich, und denke: "Weihnachten, du hast mich wieder mal geschafft."

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